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Reschenseelauf (Giro Lago di Resia)

Wer schon einmal in Südtirol war, der kennt ihn sicherlich, den Reschensee. Bei Überquerung des Reschenpasses, von Nauders in Österreich kommend, wird man sofort von diesem atemberaubenden Panorama, bestehend aus eben diesem Hochgebirgssee und  dem Dreigestirn der gewaltigen Gipfel Ortler, Zebru und Königspitze gefesselt. Das die Umgebung des Sees nicht nur ein Mekka für Bergsteiger und Mountainbiker und natürlich die Skifahrer ist, war uns seit langem bekannt. Auf 1.500 m über NN trainiert auch so mancher Top-Läufer auf bestens präparierten Wegen. Das es einen Laufwettkampf, eine Seerunde gibt, war uns auch bekannt. Zufällig planten wir unseren Urlaub 2008 so, dass wir auf der Heimfahrt aus unserem Südtiroler Quartier diesen Lauf quasi "mitnehmen" konnten, bevor es (leider) zurück in die sorbische Tiefebene ging. Nach 14 Tagen Bergaktivitäten waren wir der Meinung, dass dieser Lauf über schlappe 15,3 km mit 90 m Höhenunterschied kein großes Problem sein wird. Aber man soll nicht denken..., auch wenn man Läufe wie den Jungfraumarathon oder den Swiss Alpin Marathon bereits bewältigt hat!

So standen wir, wir, das sind Kerstin und Volker, also am Morgen des sonnigen 3. August, früh um 8 Uhr auf dem Parkplatz an der versunkenen Kirche von Graun. Begeistert vom oben beschriebenen Panorama und begeistert von dem Drumherum dieses Laufes. Für kleines Geld wird hier nicht nur ein Laufwettkampf geboten, hier gibt es einfach "mehr" und freundliche, gut gelaunte Südtiroler Organisatoren, welche sich mit landestypischer Ruhe und Gelassenheit um das Wohl der Athleten sorgen, noch dazu. So mancher große Laufveranstalter sollte sich mal hier umschauen und danach über sein Preis/Leistungs-Verhältnis nachdenken! Großer Dank und unsere Hochachtung an dieser Stelle an die Organisatoren vom Rennerclub Vinschgau.
Dieser bereits 9. Reschenseelauf erwartete eine neue Rekordteilnehmerzahl. Mehr als 1.300 Voranmelder wurden noch durch die "weil so schönes Wetter ist" Nachmelder deutlich getoppt. Am Endes waren es 1.547 Finisher, inklusive 15 Handbiker und 102 Nordic Walker. Alle hatten ihre Freude am Lauf, an der Verpflegung dabei und danach und natürlich an der Marathonmesse, auf welcher auch typische südtiroler Erzeugnisse wie Speck, Kaminwurzen, Käse, Honig, Äpfel, Obstler... erworben werden konnten.  
So konnten wir uns tief beeindruckt um 10.00 Uhr in das große Starterfeld einreihen, welches diesen Stausee, der 1950 durch Überflutung des alten Reschensee und des darunter liegenden Mittersee entstand und zudem mehrere Dörfer unter seinen Fluten vergrub, einmal zu umrunden hatte. Sorgen machte uns Anfangs nur die für diese Zeit und Höhenlage recht hohe Temperatur von 24°C und die sengende Sonne. So stellten wir uns im Startgarten in den Zielzeitbereich 1:15 - 1:30 Std., mit der Hoffnung um 1:05 Std. (Volker) oder deutlich unter 1:30 Std. (Kerstin) ins Ziel zu laufen.  
Genau das war aber dann unser Problem. Anfangs, am flachen, leicht abfallenden Ostufer des Sees zu laufen, das sah eigentlich wenig problematisch aus. Nachdem sich das Feld ein wenig gelichtet hatte, versuchte ich (Volker) ein wenig Speed aufzunehmen. 4 min auf den km ist ja sonst nicht dramatisch. Aber was war das? Mir ging die Puste aus. Also Tempo kurz drosseln, ich hatte ja zuletzt recht wenig Lauf trainiert und dann neu ansetzen... Es wird schon werden! Da läuft doch glatt der Tempoläufer für 1:10 Std. an mir vorbei. Gut denke ich, 1:10 Std. ist ja sooo schlecht auch nicht. Da bleibe ich einfach dran. Das gelingt mir auch, bis es nach Überquerung der Staumauer auf der Westseite des Sees hinein in stärker profiliertes Geläuf geht. Zwar immer nur kurze, dafür aber recht stramme Steigungen saugen die Kraft nur so aus den Muskeln und die Lunge gibt auch nicht mehr das her, was man gewohnt ist. Ich sehe also nur noch die Hacken des Tempomannes und bald darauf nicht mal mehr diese. Selbstzweifel!?!?  Durchhalten ist jetzt angesagt und aufrecht ins Ziel kommen! Innerlich fluche ich und auch die phantastische Landschaft entschädigt jetzt nicht wirklich für die Quälerei. In der Ortschaft Reschen, es sind noch reichlich 3 km zu laufen, versuche ich noch mal etwas Gas zu geben, nachdem ich so einigermaßen in einen Rhythmus hinein gekommen bin. Aber es geht einfach nicht. Mein Triebwerk funktioniert nicht wie es soll. Jetzt kommt auch noch der 1:15 Std. - Mann an mir vorbei, ich registriere es ohne Gegenwehr und bin heilfroh, nach 1:16:52 Std. den Knopf meiner Stoppuhr drücken zu können. Eigentlich wollte ich gleich zum Auto durchstarten, den Fotoapparat holen und Kerstins Zieleinlauf fotografieren, aber selbst das geht nicht. Völlig ausgepumpt hole ich mir Getränke, Äpfel und Melonen, bewaffne mich gleich mit einer Ration für Kerstin und warte das sie auf die Zielgerade einbiegt. Das macht sie dann auch, nach genau 1:35:18 Std. und ihr geht es, ein kleiner Trost für mich, genauso schlecht wie mir. Ihre Laufbeschreibung gleicht meiner und sicherlich ging es noch Einigen im Läuferfeld so, denn so schlecht sind wir gar nicht platziert. Kerstin ist 287. von 398 Frauen und ich bin 632. von 1.034 Männern. Gewonnen hat übrigens Hermann Achmüller in 0:50:09 Std. bereits zum 6. mal und Renate Rungger in 0:59:15 Std.. Unser Respekt vor dieser Leistung ist sehr groß!
Nachdem wir uns mit einem Teller Pasta gestärkt hatten, kamen auch unsere Lebensgeister wieder zurück. Wir haben gelernt, dass vermeintliche leichte Läufe hammerhart sein können und das 14 Tage in den Bergen einen nicht so akklimatisieren, dass man so schnell laufen kann wie in der Ebene gewohnt. Wir haben aber auch wieder einmal gelernt, dass die Teilnahme an kleineren Läufen weit schöner sein kann als bei einem großen Event der Szene.

Wer mehr zum Reschenseelauf erfahren möchte, schaut hier nach: www.reschenseelauf.it
Der nächste Lauf findet übrigens am 1. August 2009, mit Start um 21.00 Uhr statt. Also garantiert kein Hitzelauf!

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