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Zugspitz Ultratrail am 23./24. Juni 2012

„Eins ist sicher, gibt es 2012 eine zweite Auflage dieses Rennens, wir sind dabei“ – so endete unser Bericht vom Zugspitz-Ultra- und -Supertrail 2011. Und es gab eine zweite Auflage und wir waren dabei. Nicht ganz in der Vorjahresbesetzung, weil unser Super-Trailer  Dirk  „Wiese“ Wiesner, mit einem Knie, welches in Form, Größe und Farbe eher an einen Kürbis, denn an ein Gelenk zur flinken Fortbewegung erinnerte, die heimatliche Fußball-EM-Couch hüten musste. Schade, jammerschade sogar, aber nun mal nicht zu ändern. So fielen Torsten „Torschti“ Riemer und ich, Volker Roßberg, allein im deutsch / österreichischen Wettersteingebirge ein, um Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze zu umrunden. Genauer gesagt wird sogar das komplette Wettersteingebirge umrundet. Dabei gilt es, wie schon 2011, 100 km, gespickt mit 5.474 Höhenmetern zu bewältigen. Ein Zeitlimit von gesamt 26 Stunden limitiert die ganze Unternehmung ein wenig, wobei ein jähes Wettkampfende schon droht, wenn gewisse Kontrollpunkte nicht in einer gewissen Zeit passiert werden.
Den Freitag, unseren Anreisetag, nutzten wir zunächst einmal, um unsere Leinwandvilla in Austria, genauer gesagt im Zugspitz-Resort von Ehrwald aufzubauen. Ein gute Entscheidung, denn der logistisch für unser Vorhaben eigentlich etwas ungünstig gelegene Campingplatz der „gehobenen“ Klasse bietet doch weit mehr Service und Ruhe als das direkt an der viel befahrenen Bundesstraße gelegene Pendant nahe Grainau. Von hier aus erkundeten wir natürlich erst einmal ordentlich die Gegend, holten dann in Grainau unsere Startunterlagen ab, besuchten die Expo, füllten die Kohlenhydratspeicher mit einem Kaiserschmarrn der Extraklasse, was Größe und Geschmack betraf und machten uns dann auf zum Eibsee. Um die vollgeschlagenen Bäuche etwas in Schwung zu bringen machten wir uns gleich auf den Ufer-Rundweg und staunten nicht schlecht, wie weitläufig dieses Gebirgsgewässer doch ist. Eine sehr reichliche Stunde und knappe 9 km später, standen wir wieder am Ausgangspunkt der Wanderung, tief beeindruckt von der Gebirgswelt.
dünne Wände für drei Nächte das Festmahl zur Speicherbefüllung
Eibsee mit Hotel, Gastronomie, riesigem Parkplatz, aber auch mal mit interessanten Wegpunkten,
 und abgeschiedenen Ausblicken zum Träumen! Den alpinen Eibsee-Kopfsprung müssen wir noch üben!
Abends schauten wir selbstverständlich noch ein wenig Euro 2012, nur so lange, bis Philipp Lahm Fußballdeutschland erlöste und dann begann eine kurze und unruhige Nacht. Die Aufregung vor solch einem Rennen der Superlative ist nicht zu leugnen! So waren wir auch vor der angedachten Weckzeit schon auf den Beinen und zwangen unser bescheidenes Frühstück eher appetitlos hinunter. Die Grainauer Kirchturmuhr schlug sechs mal, als ein Parkplatz in unmittelbarer Start- und Zielnähe von Torschtis Bus annektiert wurde. Noch 1 Stunde und 15 Minuten.... Was ziehen wir an, was schleppen wir mit, wird das Wetter halten...??? Fragen über Fragen, die sich wohl jeder der Läufer in der hektischen Betriebsamkeit vor dem Start stellte. Irgendwann waren wir uns dann im Klaren, passierten die Startkontrolle und warteten sehnsüchtig auf das "Go" für einen langen, langen Lauftag! 
skeptische Blicke zum Himmel, wird das Wetter halten und dann gibt es kein "Zurück" mehr
Im Sog der knapp 400 Läuferinnen und Läufer, von denen 299 das Ziel erreichen sollten, genossen wir die ersten flachen Kilometer durch Grainau (744 m), bevor die Wegweiser ins Höllental hinaufzeigten. Grandios, aber gnadenlos quälten die ersten der insgesamt 5.474 Höhenmeter die Waden und zogen das anfangs dicht gedrängte Feld schnell auseinander. Aber schon bald ging es wieder etwas netter voran und bis zu Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn, dort wo auch unser Zelt stand, hatten wir den puren Trail-Genuss. Einzig eine Skipiste, im Aufstieg natürlich, forderte etwas mehr Schweiß zu Tage.
hinauf geht's, ins Höllental schwarze Piste aufwärts, da jubeln die Waden
Der Genussfaktor sollte weiter bestehen bleiben, nur war ab jetzt ganzer Einsatz gefragt. Nicht nur eine weitere Skipiste forderte Tribut, es ging jetzt immer, mal mehr, mal weniger stetig aufwärts. Über die Ehrwalder Alm führte unser Weg, bis zur Pestkapelle auf 1.617 m. Hier hieß es an der Verpflegungsstelle ordentlich Power tanken, denn jetzt wurde es mit dem Aufstieg zum Feldernjöchl, auf 2.045 m wirklich ernst. Geschätzte 2,5 km mit gut 400 Höhenmetern. Halleluja! ...und irgendwie wurde das Wetter komisch, wir meinten sogar Donnergrollen zu hören! Aber es blieb trocken von Oben und wir standen im Nebel auf dem Brandjoch. Während ich mir meine wärmende Jacke aus dem Rucksack holte, kühlte Torschti im ersten Schneefleck des Tages erst einmal seine Aggregate auf Betriebstemperatur herunter.
in den Skihängen von Ehrwald der Koppenwaldaufstieg ist bezwungen
Blick zurück, über die Ehrwalder Alm die letzten Meter auf das Brandjoch
hinein in den kalten Nebel, weiter zum Feldernjöchl Torschti kühlt runter
Kaum die Höhenmeter erkämpft, ging es auch schon wieder runter. Über die Rotmoosalm zur Hämmermoosalm, landschaftlich ein Traum, auf 1.417 m. Den Verpflegungspunkt hier sehnten wir förmlich herbei. Die Sonne meinte es wieder sehr gut und unsere Trinkblasen im Rucksack waren trocken wie die Sahara.
Aufstieg zum Mitterjöchl auf dem Mitterjöchl, ab hier geht's abwärts
Rast und  Verpflegung fassen, an der Hämmermoosalm
Mit geladenen Akkus wartete nun der zweite Scharfrichter des Tages auf uns. Wieder reichlich 400 Höhenmeter auf das Scharnitzjoch, ließen die Muskulatur weinen. Erste körperliche Leiden machten sich bei uns bemerkbar, was der Motivation aber keinen Abbruch tat.
oberhalb der Wangalm, östlich des Rossberges ;-)  
Torschti auf den letzten Höhenmetern Tiefblick ins Tal, bald sind 50 km geschafft
Den Leutascher Talboden (1.085 m) zu erreichen stellte sich schwieriger dar als erwartet. Große Schneefelder, und zu guter letzt die Schlammmassen eines Murenabganges bremsten unsere Hangabtriebskräfte deutlich. Wir kamen aber unbeschadet hinunter und konnten dem Rennarzt am km 56 verkünden, dass es uns besser nicht gehen kann. Nach einer kurzen Rast am Verpflegungspunkt warteten 20 eher flache Kilometer, am Ufer der Leutascher Ache, auf uns. Hier ließen wir es uns nicht nehmen, in einem  Wirtshaus am Wegrand einzukehren und ein gut gekühltes Erdinger Alkoholfrei zu genießen.
  Abwärts...
und immer weiter abwärts Talboden bei Reindlau erreicht
Prost ! 60 km sind geschafft!
Mit Bier im Bauch, auch wenn es bleifrei ist, läuft es sich doch gleich besser und so konnten wir eine wunderschöne Abendstimmung erleben. Die magische Leutascher Geisterklamm durchquerten wir fast ohne Geister-Kontakt. Nur einer, ein ganz böser, ließ die Blase an meiner Fußsohle aufplatzen. In Mittenwald gab es noch einmal Verpflegung und wenn die Wahl zum Verpflegungsstand des Jahres ansteht, sollte das der Gewinner sein! Alle Achtung, so eine Auswahl, dazu so lieb arrangiert und angeboten, das hat Seltenheitswert!!! Und wenn wir gerade beim Danke sagen sind, ein Lob an die Mittenwalder Bergwacht, die uns wie schon im Vorjahr, mitten im Wald ein Mittenwalder Hell servierte! Leute, ihr seid Spitze!
Das letzte Foto, welches mein Handy hergab:  Alpenglühen der Hohen Munde über dem Ferchensee
Ja, dann wurde es dunkel! Die Füße taten weh, die Muskeln schmerzten, Müdigkeit setzte ein... aber das Sahnestück des Rennens lag noch vor uns. Um dieses in Angriff nehmen zu können, hieß es erst einmal ganz herunter zu müssen. Abzweig Reintal nennt sich der zugehörige Verpflegungspunkt und befindet sich auf 810 m. Von hier sind es in Luftlinie nur wenige Kilometer bis ins Ziel, zu laufen haben wir aber noch ungefähr 13 und die sind hammerhart. Zur Bergstation der Alpspitzbahn (2.029 m) müssen wir hoch. 1.200 Höhenmeter am Stück! Wir sind motiviert, obwohl es nur noch schnelles Gehen ist was wir tun. Laufen, joggen... das geht nicht mehr so recht. Der schwache, zunehmende Mond war bald verschwunden, und einzig Licht gab der Sternhimmel, die Sonnenwendfeuer an den Berghängen und unsere Stirnlampen. Kühl war es auch geworden! Aber nur noch so wenige Kilometer. Unsere Zeit vom Vorjahr zu verbessern war nicht mehr drin, da hatten wir zuviel eingebüßt. Irgendwann war Grainau erreicht. Die Sonne hatte sich schon über den Horizont geschoben und wir näherten uns dem Ziel. "Ins Ziel müssen wir aber laufen!", sagte Torschti.... Also! Schmerz ausgeblendet! 300 m am Stück gerannt! Dann ist es vollbracht! 22:28:14 Std. ein supergeiles Laufvergnügen!
"Marathon ist Pop! 100 km sind Punk! Glückwunsch ihr Punker!"
Diese Zeilen verewigte unser leider verhinderter Mitstreiter "Wiese" in meinem Facebook-account - und er hat recht! Es war einfach nur schön! Punk, Rock, Punkrock, rock die Trails...
Sonnenwendfeuer der Morgen graut an der Zugspitze
geschafft!
Ja, der Rest ist schnell erzählt. Mal kurz hinsetzen und etwas trinken, dann ging es schon mit Torschtis Bus wieder nach Ehrwald. Zu müde um duschen zu gehen, zu wach um nicht noch ein Bier auf den Erfolg zu trinken. So floss der Gerstensaft genussvoll durch die Kehlen. Zur Feier des Tages versteht sich! Ein besonderer Tag! Es war der Tag, an welchem ich meinen 100. Lauf von mindestens Marathonlänge absolvierte (57 klassische Marathons / 43 Ultras). Das ich für den 100. einen Hunderter wählte ist selbstverständlich, dass ich Startnummer 100 trug, dafür danke ich Julia Büchele von Plan B und das ich dabei so eine nette Begleitung hatte, dafür danke ich Torschti!
der Lohn der Mühe gut erholt nach 1 1/2 Std. Schlaf

Der Zugspitz Ultra-/Supertrail fand zum zweiten Mal statt und wurde von der "Plan B event company GmbH" organisiert. Die Organisation kann als perfekt angesehen werden und die Sicherheit der Teilnehmer ist immer und überall gewährleistet. Ein Haar in der Suppe ist schwerlich zu finden. Die Kosten waren zwar nicht gering, wurden aber mit deutlich mehr Gegenwert "zurückerstattet"! Wo bekommt man schon eine perfekte Lauforganisation inklusive der Kommunikation im Vorfeld, Sachgeschenke, wie z.B. einen Laufrucksack gefüllt mit diversen nützlichen Dingen, eine tolle Pastaparty, ein Finisher- (Ultra) oder Teilnehmershirt (Super), Medaillen....

Eins ist sicher, wir waren nicht zum letzten Mal dabei!

Zu unserem Bericht vom Zugspitz Ultratrail aus dem Jahr 2011.

Die T-Rex-Ergebnisse sind hier zu finden. Mehr Infos zum Lauf gibt es unter www.zugspitz-ultratrail.com.

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