Freiburger (Fribourg) Alpen - Le Moléson über die Via Ferrata
16. Juli 2005 Auf der
Rückfahrt aus unserem Urlaubsort
Briançon
machten wir, Kerstin und Volker, eine erste Zwischenstation in der
Schweiz, um den Moléson
(2.000m) via Klettersteig zu besteigen. Beim Moléson
handelt es sich um einen berühmten Aussichtsgipfel,
der das Schweizer Alpenvorland, bis hin zum Genfer
See überschauen lässt und
auch Blicke auf die hohen Gipfel, südlich des Genfer
Sees ermöglicht. Der Campingplatz in
Épagny (Nr. VD 630) war unser Basislager,
gleich in der Nähe des
weltbekannten kleinen Ortes
Gruyères. Für den
Deutschen besser bekannt als Greyerz. Den gleichnamigen, leckeren, aber nicht
ganz
preiswerten Käse,
kennt wohl
jeder. Gut ausgeruht, nach einer wieder einmal gewittrigen Nacht, standen wir
schließlich pünktlich um 8.00 Uhr an der Talstation der
Moléson – Bahn
(1.107m), um festzustellen, dass diese erst ab 9.00 Uhr in Aktion tritt. Der
erste Teil dieser Bahn, bis zu unserem
eigentlichen Ausgangspunkt, dem
Plan Francey (1.517m), ist eine recht
spektakuläre Standseilbahn (1). Dieses Erlebnis sollte man sich
unbedingt gönnen, denn der Aufstieg zu Fuß ist sehr
beschwerlich. Vom Plan Francey aus hat man dann einen wunderbaren Blick auf die
Nordwand des Berges (2), durch welchen unser Klettersteig hinaufzieht. Man
steigt von hier, gut ausgeschildert, auf schmalem Weg, über
viele Kehren zum Einstieg der Via Ferrata, des Voie Hohl, benannt nach einem
Kletterer, der vor
Jahrzehnten hier eine Route eröffnete und
nicht nach dem bekannten Genfer Schriftsteller. Die ersten Klettermeter sind
noch recht gemütlich. Nach kurzem Aufstieg
geht es erst
einmal einige Meter auf einem Band wieder leicht abwärts. Dann wird es aber
ernst und man muss schon kräftig zupacken. Über
senkrechte und leicht
überhängende Passagen und einige Querungen arbeitet man
sich nach oben (2, 3, 4). Einen ersten Verschnaufer
gibt es, wenn man die Grasterrasse in halber
Wandhöhe erreicht hat. Von hier
bietet sich auch ein schöner Blick auf den Lac de la Gruyère,
ein Stausee, der irgendwie an einen Fjord erinnert. Hier konnten wir
auch
durchatmen, denn das Gewitter, das während unserer Kletterei
weiter östlich noch enorm grollte, schien sich endgültig verzogen zu haben. So
machte der zweite
Teil des Klettersteiges gleich noch mehr
Spaß, obwohl es wirklich sehr steil und auch überhängend nach oben geht (6).
Anstrengend ist auch die Querung unterhalb
eines
gewaltigen Daches (7), so anstrengend sogar, dass wir das hier stationierte
Routenbuch gar nicht wahrgenommen haben. Doch die
Sonnenstrahlen, am Ende
dieser kühlen Nordwand, zogen uns magisch hinauf. So
standen wir schon bald am grasigen Aufschwung zum
Vorgipfel und waren ob des rutschigen grünen
Untergrundes ganz froh, dass die
Drahtseilsicherung bis hinauf zum Gipfelkreuz reichte.
Das die Tour recht anstrengend war, kann man an Kerstins Gesicht wohl gut
ablesen (8). Vom Kreuz aus erreicht man über leichte,
ebenfalls gesicherte Gratklettereien den Hauptgipfel und kann im
Panoramarestaurant einkehren, oder, man
genießt den
Moléson als
Belvédère und lebt aus dem Rucksack, so wie wir es ausgiebig taten. Für den
Abstieg hat man die Wahl zwischen Seilbahn, einem ost-
und
einem westseitigem Fußweg. Wir entschieden uns für die westliche Variante.
Sie ist weniger begangen, mit teils unorthodoxer
Wegführung, bietet dafür aber ein
„Mehr“ an Natur und Ruhe. Weil es so schön war
verzichteten wir gänzlich auf die Seilbahnen und
stiegen bis ins Tal ab, welches wir mit qualmenden Socken
erschöpft aber
zufrieden erreichten. Das abendliche Bier, dazu eine
Mordsportion Pasta, hatten wir uns redlich verdient.
Die technischen Daten:
Zur Zufahrt ganz einfach der Ausschilderung Gruyères und Moléson-Village folgen, bis zum großen Parkplatz der Moléson – Bahnen.
Als
Zustieg die Standseilbahn bis zur
Mittelstation, dem Plan Francey, nutzen. Von hier der Ausschilderung „Via
Ferrata“ folgen. Über schmalen Steig,
durch lichten
Wald, sehr steil aufwärts zum Einstieg. Der Voie Hohl geht nach
rechts hinauf, nach links führt ein neuer, leichter Klettersteig ebenfalls
hinauf
zum Gipfel.
Charakter:
Schwer
eingestufter, spannender und überraschend alpiner Klettersteig mit vielen
spektakulären Passagen. Verhältnismäßig wenig Felskontakt,
bei
französischer Absicherung (Eisenbügel, Griffeisen, Drahtseile). Vor allem im
oberen Teil geht es recht hart zur Sache. Bei unsicherer Wetterlage nicht
einsteigen,
es gibt keine „Fluchtvariante“. Beste Zeit Juni bis Oktober. Auf
Grund der nördlichen Exposition muss auch im Frühsommer eventuell noch mit
Schnee und Eis
gerechnet werden.
Kletterlänge ca. 700m bei 483 hm. Zeit, lt. Literatur, 2:30 Stunden. Zustieg ab
Plan Francey ca. 15 min – wir haben insgesamt 2 Stunden benötigt.
Abstieg per Seilbahn oder über Fußwege nach Osten oder Westen. Zu Fuß jeweils 2:30 Stunden, welche wir auch, über die westliche Variante, gebraucht haben.
Karten / Literatur: „Bergsteiger“, Ausgabe Juni 2005, ab Seite 82 Beschreibung, sowie Tourenkarte mit Topo / Straßenkarte der Schweiz für die Zufahrt
Ausrüstung: komplette Klettersteigausrüstung mit Brustgurt und Helm
Unterkunft:
Wir haben den
Campingplatz in
Èpagny gewählt, ca. 30 min ab der Autobahnabfahrt (12 / E27) Bulle, in
Richtung Gruyères zu
erreichen. Von hier 20 min
bis
Moléson-Village. Der
Platz liegt etwa 15 min Fußweg vom Lac de la Gruyère entfernt.
Nachtrag:
Im Heft "März 2006" des "Bergsteiger"
ist eine Routenbeschreibung des neuen und leichteren Klettersteiges am Moléson,
der "Via Ferrata du Pilier",
zu finden.