"Einmal im Leben musst Du nach Biel" dieser Slogan bzw. das gleichnamige, leider vergriffene Buch von Werner Sonntag, brachten ohne lange Diskussionen 5 T-Rexe auf den Weg ins schweizerische Biel. Die "Mutter" aller Ultraläufe will man schließlich einmal hinter sich gebracht haben. Praktisch ein Ritterschlag im Läuferdasein, der den Träger des Bieler Finisher - Shirts deutlich vom XYZ - Citylauf - Aspiranten abhebt. Die Schinderei in der "Nacht der Nächte" und vor allem im Morgengrauen, auf den letzten der 100 km, ist diese Anerkennung allemal wert. Aber wir wollen uns hier nicht beweihräuchern. Es ist kein Hexenwerk, diesen Wettkampf durchzustehen. Training und etwas Willenskraft sind das Rezept des Erfolges. Trotz der Schinderei war der Spaßfaktor groß, das Drumherum gibt so Einiges her und letztendlich ist der Gerstensaft der Eidgenossen auch nicht von schlechter Machart..... |
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Die Bieler Läuferhymne Wenn ich mal im Sommer |
In Biel lernt man so nebenbei viele nette Leute kennen. Dazu gehören auch Margarete Schebesch und ihre Familie. Die Margarete ist zwar selbst nicht gelaufen, hat aber ihren Mann in die Bieler Nacht geschickt. Während er die Kilometer abspulte, hat sie gedichtet und nebenstehende tolle Hymne ist dabei herausgekommen!
....und wenn Ihr jetzt noch die Lautsprecher voll aufdreht, dann könnt Ihr die Hymne mitsingen! (und hier die Musik für Nicht - IE - Benutzer) Vielen Dank, Margarete! |
Nach der, aus niederlausitzer Gefilden schon ultralangen Anfahrt nach Biel, sowie dem gelungenen Aufbau der Leinwandvillen, heißt es gleich mal die Startunterlagen abzuholen. Das Meldebüro öffnet, mit schweizerischer Präzision, natürlich punktgenau um 18.30 Uhr. Wir, mit deutscher Korrektness natürlich vor der Zeit vor Ort, nahmen in der Warteschleife eine erste Probe der schweizerischen Braukunst. |
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Nachdem der formelle Teil erledigt war, die Mägen, mit viel Pasta gefüllt, nicht mehr knurrten, ging es auf Erkundungs- und Verdauungsgang ans Ufer des Bieler Sees. Eine phantastische Abendstimmung! |
Weniger phantastisch die Morgenstimmung am Wettkampftag! Torschtis Gesicht spricht Bände. Regen, Kühle, dicke Wolken. Das sind nicht die erhofften Ideal-Bedingungen für ein längeres Joggen bei Nacht. | |
Unbeirrt vom rauen Klima ließen wir es uns nicht nehmen, den Tag so zu gestalten wie gedacht. Auch sonderbare schweizer Verkehrszeichen hielten uns nicht ab davon. Erster Höhepunkt des Tages war Andys Sitzprobe in einem Traum von Auto. Da konnte er mit recht sagen: "I fly bleifrei!". |
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Im Nachgang wurde uns noch demonstriert, das wir ein TOP - Wohnmobil vor uns haben. Von einer Liegeprobe im Raucherabteil nahm Andy aber dankend Abstand. |
Mit dem Spaß war es vorbei, indem just der große Regen einsetzte, als wir den Dampfer gen Neuchâtel besteigen wollten. Getreu dem Motto "Bei schönen Wetter fährt jeder Dampfer" wurde die seegangstarke und aussichtsschwache Tour dennoch zu einem intensiven Erlebnis. |
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Die Besichtigung der schönen historischen Altstadt von Neuchâtel wurde dann aber wirklich großteils ein Opfer der unaufhörlich vom Himmel fallenden Wassermassen. Wirklich schade, aber nicht zu ändern. So wurde die Rückfahrt nach Biel, auf einem komfortableren Dampfschiff, zum Trocknen der Sachen und von Andy zur Pflege der Augen genutzt. |
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Aber der Wettergott war uns wohl gesonnen! Am späten Nachmittag begann es aufzuklaren und die Bootsfahrt wurde doch noch zur erhofften Open - Air - Veranstaltung. |
In der Wärme der Abendsonne begannen die hektische Startvorbereitungen. Die gedanklich schon hervor gekramten angerauten Tights wurden nicht ausgepackt, dafür die "laue Sommernachtsausrüstung" präpariert, zudem Energieriegel konsumiert und aneinander reibende Körperteile mit Melkfett eingeliert.... |
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Schnell noch ein Gruppenfoto und ab geht es in die Nacht. Auf Kerstin wartet ein Nachtmarathon, auf den Rest die legendären 100 km. |
Biel, 16. Juni, 8:50 Uhr. Kerstin hat ihren Nachtmarathon mit Bravour hinter sich gebracht und wartet nun mit der Kamera in der Hand auf ihre Mitstreiter. Als erstes kommen Torschti und Volker auf die Zielgerade. Müde, dreckig aber gut gelaunt. | |
Ein wenig später geben auch Petra und Andy ihr Stelldichein im Zielgebiet. Locker und flockig werden die letzten Meter abgespult. |
Bei etwas Ruhe (endlich mal wieder sitzen) und einem Schluck Bier wird die erste Schadenserhebung gemacht. Schmerzen hier, Schmerzen da und das Equipment hat auch ganz schön gelitten. |
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Die Frage auf ein "noch einmal Biel?" ist im Moment nicht passend, bewirkt nur einen verkrampften und leicht bösen Blick. Die Freude aber, es geschafft zu haben, egal ob Marathon oder 100 km, ist einfach wahnsinnig groß. Mit Stolz wird die Medaille präsentiert, wofür mit langem physischem Kampf, viel Kopfarbeit, aber auch einem nicht unerheblichem Spaßfaktor bezahlt wurde. |
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Die körperlichen Gebrechen bewirken manch untypische Bewegungsform, aber das Lächeln auf allen Gesichtern, am sonnigen Sonntagmorgen, kurz vor der ultralangen Heimfahrt, ist nicht zu übersehen. Auf Wiedersehen Biel ? ! |
unsere Einzel - Ergebnisse gibt es hier |
Der von Kerstin absolvierte Nachtmarathon startet um 22:30 Uhr in Biel, führt in 2 Runden durch diesen Ort, bevor es auf der 100 km - Strecke über Aarberg bis ins Ziel nach Oberramsern geht. Vom Profil her ist die Strecke moderat, obwohl nach Verlassen von Biel ein recht derber Anstieg wartet. Zwischen 25 und 32 km geht es noch einmal , allerdings weniger steil aufwärts, bevor der Zieleinlauf dann wieder mehr oder weniger eben ist. Nachteil dieser Strecke ist, dass man in der Nacht auf den Shuttlebus nach Biel angewiesen ist, der einen zurück ins Startgebiet bringt. Dieser fährt eben nicht gerade im 10 min - Takt, weil das Teilnehmerfeld auf dieser schönen Strecke eher überschaubar zu bezeichnen ist. Dies gilt auch für die 100-er Strecke. Die Menschenmassen, im Vergleich zu Volkers Teilnahmen 1998 und 2000 sind deutlich weniger geworden. Die 100 km, praktisch die Königsdiziplin der Bieler Lauftage, starten um 22:00 Uhr. Über eine Bieler Stadtrunde führt der Weg nach Aarberg. Weiter bis Oberramsern darf man sich von den Spitzenläufern des Nachtmarathons überholen lassen, bevor es dann etwas einsamer, über Felder und durch Wälder weitergeht bis Kirchberg. Nach dieser Ortschaft beginnt der Ho-Chi-Minh-Pfad, ein Highlight der gesamten Strecke. Auf dem Emmendamm geht es durch teils dichten Baumwuchs auf teils richtig schlechtem Weg entlang. Die nach knapp 2/3 der Strecke ohnehin schon gelittene Fußkoordination wird hier auf eine harte Probe gestellt. Auch sollten in dieser "Dunkelkammer" die Batterien der Stirnlampe möglichst frisch sein. Nach 65 km ist der Pfad dann geschafft und Läufer unserer Kategorie können sich des ersten Lichts des grauen Morgens erfreuen und die Stirnlampen abschnallen. Nach 70 km geht es nun noch einmal deutlich aufwärts, bis bei km 78 der Höhepunkt der Veranstaltung erreicht ist und der Weg fortan nur abwärts führt. Ab dem Ort Arch läuft man nun immer am Ufer der Aare entlang. Eigentlich ein schöner Weg, der für uns leider, auf Grund des nächtlichen Regens, zur Schlammschlacht wurde. Ab der Gemeinde Büren, es sind noch 10 km bis ins Ziel, beginnt der ödeste Teil der Strecke. Neben Bahngleisen, in einem stetigen leichten Auf und Ab, quält man sich Biel entgegen. Das Lächeln kommt eigentlich erst nach dem Passieren der 99 km - Markierung zurück. Die letzten Kräfte werden mobilisiert um mit Anstand, sprich guter Haltung, auf die Zielgerade einzubiegen. Die Bieler Lauftage sind, wie alle großen Laufveranstaltungen in der Schweiz, top organisiert. Das Flair eines Laufes in der Nacht ist auch schlecht zu toppen. Die Eidgenossen sind meisterlich im Feiern. Die Nacht hindurch, auch in den frühen Morgenstunden, steppt in den zu durchlaufenden Orten und an markanten Punkten der Bär. Der Beifall und aufmunternde Worte sind Doping für den nach vielen Kilometern müden Körper und Geist. Wir wollen nicht leugnen, dass 100 km im Laufschritt eine schöne Schinderei sind, aber wie eingehend erwähnt. "Einmal im Leben musst Du nach Biel!".... |