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„Eins ist sicher, gibt es 2012 eine zweite Auflage dieses Rennens, wir
sind dabei“ – so endete unser Bericht vom Zugspitz-Ultra- und
-Supertrail 2011. Und es gab eine zweite Auflage und wir waren dabei.
Nicht ganz in der Vorjahresbesetzung, weil unser Super-Trailer Dirk
„Wiese“ Wiesner, mit einem Knie, welches in Form, Größe und Farbe eher
an einen Kürbis, denn an ein Gelenk zur flinken Fortbewegung
erinnerte, die heimatliche Fußball-EM-Couch hüten musste. Schade,
jammerschade sogar, aber nun mal nicht zu ändern. So fielen Torsten
„Torschti“ Riemer und ich, Volker Roßberg, allein im deutsch /
österreichischen Wettersteingebirge ein, um Deutschlands höchsten
Berg, die Zugspitze zu umrunden. Genauer gesagt wird sogar das
komplette Wettersteingebirge umrundet. Dabei gilt es, wie schon 2011,
100 km, gespickt mit 5.474 Höhenmetern zu bewältigen. Ein Zeitlimit
von gesamt 26 Stunden limitiert die ganze Unternehmung ein wenig,
wobei ein jähes Wettkampfende schon droht, wenn gewisse Kontrollpunkte
nicht in einer gewissen Zeit passiert werden. |
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Den Freitag, unseren Anreisetag, nutzten wir
zunächst einmal, um unsere Leinwandvilla in Austria, genauer gesagt
im
Zugspitz-Resort von Ehrwald aufzubauen. Ein gute Entscheidung,
denn der logistisch für unser Vorhaben eigentlich etwas ungünstig
gelegene Campingplatz der „gehobenen“ Klasse bietet doch weit mehr
Service und Ruhe als das direkt an der viel befahrenen Bundesstraße
gelegene Pendant nahe Grainau. Von hier aus erkundeten wir natürlich
erst einmal ordentlich die Gegend, holten dann in Grainau unsere
Startunterlagen ab, besuchten die Expo, füllten die
Kohlenhydratspeicher mit einem Kaiserschmarrn der Extraklasse, was
Größe und Geschmack betraf und machten uns dann auf zum Eibsee. Um
die vollgeschlagenen Bäuche etwas in Schwung zu bringen machten wir
uns gleich auf den Ufer-Rundweg und staunten nicht schlecht, wie
weitläufig dieses Gebirgsgewässer doch ist. Eine sehr reichliche
Stunde und knappe 9 km später, standen wir wieder am Ausgangspunkt
der Wanderung, tief beeindruckt von der Gebirgswelt.
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dünne Wände für drei Nächte |
das Festmahl zur Speicherbefüllung |
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Eibsee mit Hotel, Gastronomie, riesigem
Parkplatz, |
aber auch mal mit interessanten Wegpunkten, |
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und abgeschiedenen Ausblicken zum
Träumen! |
Den alpinen Eibsee-Kopfsprung müssen wir
noch üben! |
Abends schauten wir selbstverständlich noch ein wenig Euro 2012, nur
so lange, bis Philipp Lahm Fußballdeutschland erlöste und
dann begann
eine kurze und unruhige Nacht. Die Aufregung vor solch einem Rennen
der Superlative ist nicht zu leugnen! So waren wir auch vor der
angedachten Weckzeit schon auf den Beinen und zwangen unser
bescheidenes Frühstück eher appetitlos hinunter. Die Grainauer
Kirchturmuhr schlug sechs mal, als ein Parkplatz in unmittelbarer
Start- und Zielnähe von Torschtis Bus annektiert wurde. Noch 1 Stunde
und 15 Minuten.... Was ziehen wir an, was schleppen wir mit, wird das
Wetter halten...??? Fragen über Fragen, die sich wohl jeder der Läufer
in der hektischen Betriebsamkeit vor dem Start stellte. Irgendwann
waren wir uns dann im Klaren, passierten die Startkontrolle und
warteten sehnsüchtig auf das "Go" für einen langen, langen Lauftag!
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skeptische Blicke zum Himmel, wird das Wetter halten |
und dann gibt es kein "Zurück" mehr |
Im Sog der knapp 400 Läuferinnen und Läufer, von denen 299 das Ziel
erreichen sollten, genossen wir die ersten flachen Kilometer durch
Grainau (744 m), bevor die Wegweiser ins Höllental hinaufzeigten.
Grandios, aber gnadenlos quälten die ersten der insgesamt 5.474
Höhenmeter die Waden und zogen das anfangs dicht gedrängte Feld
schnell auseinander. Aber schon bald ging es wieder etwas netter voran
und bis zu Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn, dort wo auch unser
Zelt stand, hatten wir den puren Trail-Genuss. Einzig eine Skipiste,
im Aufstieg natürlich, forderte etwas mehr Schweiß zu Tage. |
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hinauf geht's, ins Höllental |
schwarze Piste aufwärts, da jubeln die Waden |
Der Genussfaktor sollte weiter bestehen bleiben, nur war ab jetzt
ganzer Einsatz gefragt. Nicht nur eine weitere Skipiste forderte
Tribut, es ging jetzt immer, mal mehr, mal weniger stetig aufwärts.
Über die Ehrwalder Alm führte unser Weg, bis zur Pestkapelle auf
1.617 m. Hier hieß es an der Verpflegungsstelle ordentlich Power
tanken, denn jetzt wurde es mit dem Aufstieg zum Feldernjöchl, auf
2.045 m wirklich ernst. Geschätzte 2,5 km mit gut 400 Höhenmetern.
Halleluja! ...und irgendwie wurde das Wetter komisch, wir meinten
sogar Donnergrollen zu hören! Aber es blieb trocken von Oben und wir
standen im Nebel auf dem Brandjoch. Während ich mir meine wärmende
Jacke aus dem Rucksack holte, kühlte Torschti im ersten Schneefleck
des Tages erst einmal seine Aggregate auf Betriebstemperatur
herunter. |
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in den Skihängen von Ehrwald |
der Koppenwaldaufstieg ist bezwungen |
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Blick zurück, über die Ehrwalder Alm |
die letzten Meter auf das Brandjoch |
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hinein in den kalten Nebel, weiter zum Feldernjöchl |
Torschti kühlt runter |
Kaum die Höhenmeter erkämpft, ging es auch schon wieder runter. Über
die Rotmoosalm zur Hämmermoosalm, landschaftlich ein Traum, auf
1.417 m. Den Verpflegungspunkt hier sehnten wir förmlich herbei. Die
Sonne meinte es wieder sehr gut und unsere Trinkblasen im Rucksack
waren trocken wie die Sahara. |
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Aufstieg zum Mitterjöchl |
auf dem Mitterjöchl, ab hier geht's abwärts |
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Rast und Verpflegung fassen, an
der Hämmermoosalm |
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Mit
geladenen Akkus wartete nun der zweite Scharfrichter des Tages auf
uns. Wieder reichlich 400 Höhenmeter auf das Scharnitzjoch, ließen
die Muskulatur weinen. Erste körperliche Leiden machten sich bei uns
bemerkbar, was der Motivation aber keinen Abbruch tat. |
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oberhalb der Wangalm, östlich des Rossberges ;-) |
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Torschti auf den letzten Höhenmetern |
Tiefblick ins Tal, bald sind 50 km geschafft |
Den Leutascher Talboden
(1.085 m) zu erreichen stellte sich schwieriger dar als erwartet.
Große Schneefelder, und zu guter letzt die Schlammmassen eines
Murenabganges bremsten unsere Hangabtriebskräfte deutlich. Wir kamen
aber unbeschadet hinunter und konnten dem Rennarzt am km 56
verkünden, dass es uns besser nicht gehen kann. Nach einer kurzen
Rast am Verpflegungspunkt warteten 20 eher flache Kilometer, am Ufer
der Leutascher Ache, auf uns. Hier ließen wir es uns nicht nehmen,
in einem Wirtshaus am Wegrand einzukehren und ein gut
gekühltes Erdinger Alkoholfrei zu genießen. |
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Abwärts... |
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und immer weiter abwärts |
Talboden bei Reindlau erreicht |
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Prost ! 60 km sind geschafft! |
Mit Bier im Bauch, auch
wenn es bleifrei ist, läuft es sich doch gleich besser und so
konnten wir eine wunderschöne Abendstimmung erleben. Die magische
Leutascher Geisterklamm durchquerten wir fast ohne Geister-Kontakt.
Nur einer, ein ganz böser, ließ die Blase an meiner Fußsohle
aufplatzen. In Mittenwald gab es noch einmal Verpflegung und wenn
die Wahl zum Verpflegungsstand des Jahres ansteht, sollte das der
Gewinner sein! Alle Achtung, so eine Auswahl, dazu so lieb
arrangiert und angeboten, das hat Seltenheitswert!!! Und wenn wir
gerade beim Danke sagen sind, ein Lob an die Mittenwalder Bergwacht,
die uns wie schon im Vorjahr, mitten im Wald ein Mittenwalder Hell
servierte! Leute, ihr seid Spitze! |
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Das letzte Foto, welches mein Handy
hergab: Alpenglühen der Hohen Munde über dem Ferchensee |
Ja, dann wurde es dunkel!
Die Füße taten weh, die Muskeln schmerzten, Müdigkeit setzte ein...
aber das Sahnestück des Rennens lag noch vor uns. Um dieses in
Angriff nehmen zu können, hieß es erst einmal ganz herunter zu
müssen. Abzweig Reintal nennt sich der zugehörige Verpflegungspunkt
und befindet sich auf 810 m. Von hier sind es in Luftlinie nur
wenige Kilometer bis ins Ziel, zu laufen haben wir aber noch
ungefähr 13 und die sind hammerhart. Zur Bergstation der
Alpspitzbahn (2.029 m) müssen wir hoch. 1.200 Höhenmeter am Stück!
Wir sind motiviert, obwohl es nur noch schnelles Gehen ist was wir
tun. Laufen, joggen... das geht nicht mehr so recht. Der schwache,
zunehmende Mond war bald verschwunden, und einzig Licht gab der
Sternhimmel, die Sonnenwendfeuer an den Berghängen und unsere
Stirnlampen. Kühl war es auch geworden! Aber nur noch so wenige
Kilometer. Unsere Zeit vom Vorjahr zu verbessern war nicht mehr
drin, da hatten wir zuviel eingebüßt. Irgendwann war Grainau
erreicht. Die Sonne hatte sich schon über den Horizont geschoben und
wir näherten uns dem Ziel. "Ins Ziel müssen wir aber laufen!", sagte
Torschti.... Also! Schmerz ausgeblendet! 300 m am Stück gerannt!
Dann ist es vollbracht! 22:28:14 Std. ein supergeiles Laufvergnügen!
"Marathon ist Pop! 100
km sind Punk! Glückwunsch ihr Punker!"
Diese Zeilen verewigte unser leider verhinderter Mitstreiter "Wiese"
in meinem Facebook-account - und er hat recht! Es war einfach nur
schön! Punk, Rock, Punkrock, rock die Trails... |
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Sonnenwendfeuer |
der Morgen graut an der Zugspitze |
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geschafft! |
Ja, der Rest ist schnell
erzählt. Mal kurz hinsetzen und etwas trinken, dann ging es schon mit
Torschtis Bus wieder nach Ehrwald. Zu müde um duschen zu gehen, zu
wach um nicht noch ein Bier auf den Erfolg zu trinken. So floss der
Gerstensaft genussvoll durch die Kehlen. Zur Feier des Tages versteht
sich! Ein besonderer Tag! Es war der Tag, an welchem ich meinen 100.
Lauf von mindestens Marathonlänge absolvierte (57
klassische Marathons / 43 Ultras). Das ich für den 100.
einen Hunderter wählte ist selbstverständlich, dass ich Startnummer
100 trug, dafür danke ich Julia Büchele von Plan B und das ich dabei
so eine nette Begleitung hatte, dafür danke ich Torschti!
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der Lohn der Mühe |
gut erholt nach 1 1/2 Std. Schlaf |
Der Zugspitz
Ultra-/Supertrail fand zum zweiten Mal statt und wurde von der "Plan
B event company GmbH" organisiert. Die Organisation kann als
perfekt angesehen werden und die Sicherheit der Teilnehmer ist immer
und überall gewährleistet. Ein Haar in der Suppe ist schwerlich zu
finden. Die Kosten waren zwar nicht gering, wurden aber mit deutlich
mehr Gegenwert "zurückerstattet"! Wo bekommt man schon eine perfekte
Lauforganisation inklusive der Kommunikation im Vorfeld,
Sachgeschenke, wie z.B. einen Laufrucksack gefüllt mit diversen
nützlichen Dingen, eine tolle Pastaparty, ein Finisher- (Ultra) oder
Teilnehmershirt (Super), Medaillen....
Eins ist sicher, wir waren nicht zum
letzten Mal dabei!
Zu
unserem Bericht vom Zugspitz Ultratrail aus dem Jahr 2011.
Die
T-Rex-Ergebnisse sind
hier zu finden. Mehr Infos zum Lauf gibt es unter
www.zugspitz-ultratrail.com.
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