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Zugspitz Ultratrail und Supertrail am 25./26. Juni 2011 |
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Kompression, Barfußschuhe, Carboloading, Metabolic-Power, Trailrunning..., einige Begriffe die seit geraumer Zeit durch die Laufszene geistern und sie revolutionieren wollen. Letzteren haben wir T-Rexe uns nun richtig zu Herzen genommen. Schon lange keine Lust mehr auf reine Stadtmarathons, zieht uns dieser Begriff magnetisch an, denn er verspricht "Natur inside". Crosslauf war früher, Trailrunning ist heute! Wer würde auch den von uns bewältigten "Zugspitz Ultratrail" als schnöden Crosslauf betiteln wollen? Zu dem phantastischen 101 Kilometer Rundkurs, mit seinen 5.474 Höhenmetern, passt so eine Bezeichnung keinesfalls! Ein Lauf der Superlative, inklusive dem Heranrücken an persönliche Grenzen wurde uns, das sind Torschti, Wiese und Volker, an Deutschlands höchstem Berg geboten. Aber der Reihe nach... | |
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Alpspitze und Höllental unter Regenwolken |
ja...., das ist unser Event |
Mit Torschtis Busreiseunternehmen erreichten wir
am Vortag des Rennens unseren Zeltplatz im Zugspitzdorf Grainau und
schlugen unsere Leinwandvilla auf. Die Wetterlage war nicht so
berauschend, alles war nass vom lang anhaltendem Regen der letzten Tage
und Alpspitze und Co. hüllten sich in dicke Wolken. Die Vorhersage für den
Wettkampftag versprach zumindest kein Wasser von oben. So konnten wir gut
gelaunt die Ortschaft erkunden, die Startunterlagen holen, das eine oder
andere Schnäppchen auf der Marathonmesse machen und auf der Pastaparty
ordentlich zuschlagen. Übrigens die leckerste Pasta, welche wir je auf
einem solchen Event serviert bekommen haben! Zum Nachtisch noch
hefehaltige Hopfengetränke und wir schliefen selig und zufrieden in
unserem kleinen Zelt ein, während schon wieder Regentropfen auf die dünne
Stoffhaut trommelten. Zum Glück war der Regen vorbei, als uns um 4:50 Uhr der Wecker aus den Schlafsäcken heraustrieb. Schnell waren wir in unsere Ausrüstung hineingeschlüpft, hatten mit wenig Hunger noch weniger gegessen und machten uns auf den 4,5 km Fußweg zum Start. Wiese, der den 70 km Supertrail absolvierte, wurde am Bus zu seinem Startort Weidach abgegeben, während Torschti und ich uns in das Startgewühl des Ultratrails hineinmischten. |
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...da wird auch Torschti satt | |
5.30 Uhr, Abmarsch zum Start nach Grainau | Torschti und der Cottbuser Thomas Rosse vor dem Start |
erst nach Kontrolle der Ausrüstung durfte der Startbereich betreten werden | |
Holger Kanisch aus Hohenbocka, Flachländer wie wir, Minuten vor dem Startschuss | |
ca. Kilometer 10, mit Blick auf den Eibsee | 3 km weiter, eine Skipiste steil aufwärts |
km 27, wenig später wird es richtig ernst | zum Feldernjöchl hinauf geht's erstmals über die 2.000 m - Marke |
Mit dem erlösenden Startschuss geht es erst einmal beschaulich durch Grainau, doch schon nach 2 km wird das Läuferfeld durch den strammen Aufstieg in Höllental weit auseinander gezogen. Torschti macht ordentlich Tempo und ich muss ihn drängen ruhiger zu werden, denn der Tag ist noch lang. Ab der Höllentaleingangshütte geht es dann wieder angenehmer zur Sache, denn in ständigem Auf und Ab laufen wir oberhalb des Eibsees entlang, bis zur Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn. Irgendwo müssen die ausgeschriebenen 5.474 hm ja herkommen und ab hier wird es ernst. Nicht übermäßig steil, aber stetig ansteigend kämpfen wir uns zur Verpflegungsstation Pestkapelle auf 1.617 m durch. Nur haben wir ein Problem, Torschtis Elan ist dahin, es läuft nicht mehr rund... | |
Mal kurz hinab, | |
Wir hatten vor dem Start ausgemacht, das Rennen gemeinsam durchzustehen. Nun will er, dass ich vorlaufe? Aber so geht das nicht! Abgemacht ist abgemacht! Unter Verwendung kerniger, Großtiernamen enthaltender Sprüche gelingt es mir aber die Motivation aufrecht zu erhalten. Und Torschti beißt sich durch. Bloß gut, denn ab km 60 ist er wieder der Alte. Vorher aber gab es noch qualvolle Momente im Aufstieg zum Feldernjöchl und zum Steinernen Hüttl. Die Oberschenkel und die Waden standen kurz vorm Platzen und die Landschaft war dabei zum Heulen schön. Auch der Abstieg zur Hämmermoosalm forderte ordentlich Einsatz. Ein solches Gefühl, dass die Kniescheiben von innen an die Schädeldecke hämmern, hatten wir noch nie. An der Verpflegungsstation genossen wir ausgiebig das Buffet, bevor uns die Realität mit dem brachialen Aufstieg zum Scharnitzjoch wieder einholte. Zum zweiten Mal ging es über die 2.000 m, wobei über 600 hm am Stück niedergerungen sein wollten. Torschtis Gesicht war zur Halbzeit des Rennens noch immer versteinert, als es schon eine Weile über weite Almböden abwärts ging. Nur noch "50 km to go" bereitete ihm nicht wirklich Freude. Erst am Hubertushof Reindlau, am Kilometer 57, der nächsten Verpflegung, kehrte sein Lachen langsam zurück! | |
ehe es gnadenlos wieder aufwärts geht... | |
Verpflegungsstation Hämmermoosalm, km 43 | von der Wangalm geht es an den Osthängen des Rossbergs entlang zum Scharnitzjoch auf 2.048 m |
nur noch "50 km to go" | Ausspanne am Hubertushof |
Supertrailer Wiese sieht noch gut aus und | gibt am Ufer der Leutascher Ache ordentlich Gas |
Wiese, unser Supertrailer startete etwas später
in Leutasch Weidach in seinen Trail. 30 km und 2.400 hm weniger
hatte er zu absolvieren. Die Streckenführung entsprach der des
Ultratrails, nur eben die ersten 30 km des Selbigen fehlten ihm. Was heißt
fehlten ihm, die Streckenführung war hart genug, denn als Einstieg hatte
er gleich 1.100 hm am Stück, hinauf zum Scharnitzjoch. Aber Wiese, unseren
Kämpfer, konnte nichts erschüttern und er spulte den Kurs mit Bravur ab.
Mit der Gewissheit, was er schon hinter sich hat, dass haben wir noch vor
uns, lief er überglücklich und zufrieden eine halbe Stunde nach
Mitternacht ins Ziel ein. Da hatten wir noch 4 Stunden zu laufen! In der Geisterklamm, nahe Mittenwald gönnten wir uns im "Klammgeist" erstmal ein anständiges Erdinger (alkoholfrei). Wir danken der Wirtin ganz herzlich, denn sie schenkte uns das Gebräu, denn Geld hatten wir beide nicht auf unserer Ausrüstungsliste stehen. Wie lecker so ein Bier nach 62 km doch schmecken kann ist einfach unglaublich. |
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...nun sind es noch 6 km bis ins Ziel | |
Von Mittenwald führt der Trail wieder etwas beschaulicher bis Garmisch. Lange steile Anstiege gibt es kaum und am malerischen Ferchensee könnte man beim Sonnenuntergang am liebsten auf der Parkbank sitzen bleiben und die Natur genießen. Aber ein ordentlicher Anstieg stand uns noch bevor! Zuerst den Kälbersteig hinab nach Garmisch, hier mussten wir unsere Stirnlampen in Betrieb nehmen. Dieser Weg ist bei Tageslicht schon eine Herausforderung, in der Dunkelheit aber der Hammer. Begeleitet von tausenden Glühwürmchen landeten wir schließlich gut und unbeschadet unten auf 810 m, bevor es ein letztes mal galt die 2.000 m - Marke zu überwinden. Dunkelheit, Müdigkeit, Schmerzen überall forderten das Letzte von uns. Am Kreuzjochhaus hatte ich meinen persönlichen Tiefpunkt. Akku leer! Jetzt war es Torschti, der mich stetig, aber ohne kinderstubenfähiges Vokabular vorwärts trieb. An der vorletzten Verpflegung konnten die Akkus bald wieder gefüllt werden und so ging es weniger quälend weiter bis zum höchsten Punkt, an der Bergstation der Alpspitzbahn, 2029 m. Von nun an nur noch bergab, das mobilisiert Kräfte! Wenn der Trail es zugelassen hätte, hätten wir sie auch freigelassen! Aber Schlamm und eine extrem glitschige und steile Piste, bei einsetzendem leichten Nieselregen, vereitelten dies. Aber irgendwann waren wir unten und liefen überglücklich ins Ziel! | |
Heldenfoto ;o) | |
Vorbereitung von Kaltgetränken in der Loisach | Gourmet Wiese, Zubereiter leckerster Lammspieße |
Gut im Ziel heißt noch nicht im Zelt! 4,5 km
trennten uns und ein Taxi, morgens um halb Fünf in Grainau....??? Ein
"Danke" an die Sportsfreunde aus Kempten, die uns zwei durchgeschwitzten
und verdreckten Trailrunner zum Campingplatz chauffierten, obwohl es gar
nicht ihre Richtung war! Zelt hieß dann aber erst einmal "Wiese wecken",
"Bier einschenken" und "Siegertrunk runterspülen" bevor wir uns beim
ersten Sonnenlicht in die Schlafsäcke verkrochen. Die Nacht war kurz, denn die Sonne meinte es sehr gut. Nach 3 Stunden Schlaf war es vor Hitze nicht mehr auszuhalten. Also raus mit den müden Knochen und mit bestem Blick auf die Zugspitze ein Frühstück genießen. Viel Bewegung gönnten wir uns den ganzen Tag lang nicht mehr, ein Fehler, denn die einzig bleibende schmerzhafte Erinnerung an diesen supergeilen Lauf, die blieb ein mörderlicher Sonnenbrand direkt auf unseren Wampen.... |
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die Zugspitze im Abendlicht | |
Medaillen für die Ultratrailer / Trailschuhe für die Supertrailer | |
Die T-Rex-Ergebnisse sind hier zu finden. Mehr Infos zum Lauf gibt es unter www.zugspitz-ultratrail.com |