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Dieses Mal möchte ich (Torschti) über ein Event ganz
besonderer Art berichten. Es ist keines der konventionellen Laufevents, wo
sich der gemeine Läufer mit Laufschuhen, Hemdchen, Shorts und ein bisschen
Salbe für die Reibepunkte (ihr wisst was ich meine) bewaffnet. Nein,
diesmal kommt schwere Technik ins Spiel, aber dazu gleich mehr.
Am 7. Jänner 2011 nachmittags, machten sich
Wiese
(bekannter Trailrunner vom Wörthersee-Trail und inzwischen T-Rex-Team
Mitglied), Johanna (Wieses Tochter) und ich (Torschti) auf zum
Jizerská padesátka. Der Jizerská
padesátka ist ein Skilanglaufevent, unter anderem über 50 km im
klassischen Langlaufstil. Er führt durch die wunderschöne Winterlandschaft
des Isergebirges, oberhalb von Liberec in Tschechien. Die lange Strecke
ist ein Rundkurs in Form einer riesigen Acht. Start ist im Langlaufstadion
von Bedrichov, wo auch wieder Zieleinlauf ist. In diesem Jahr sind es etwa
5.000 Teilnehmer. Natürlich kommen auch richtige Profis, da der Lauf zu
den vierzehn Läufen der
Wordloppet gehört.
Freitagabend haben wir nun unsere Startunterlagen im Nisa in Liberec in
Empfang genommen. Danach sind wir in unser Basislager in die Pension
Maruschka nach Hrabetice gefahren. Die Wetterlage führte zu Falten auf so
mancher Stirn. Es regnete schon den ganzen Tag. Die Temperaturen (+2 °C)
erinnerten eher an Frühlingsanfang als an Skisport. Als wir im Quartier
ankamen, war dazu noch alles vereist (Höhenlage = Eisregen), so das ich
beim Einparken dazu neigte ein anderes Auto mit unserem Mannschaftsbus zu
titschen. Aber durch den beherzten Einsatz von Wiese und ein bisschen Sand
(den hat jeder Busfahrer im Bus) ging es noch mal gut.
Nach kurzer Begrüßung bei Jana und Joseph (Wirtsleute) haben wir unser
Penthaus bezogen. Abends kamen noch unsere anderen Mitläufer. Und das
waren: Fechi (Dirk Fechner - nicht nur ein anerkannter Kletterexperte),
Carmen (Freundin von Fechi), Maria (Fechis Tochter - ist gegen Vegetation
aber für Tiere) und Johannes (Fechis Sohn, der Philodent). Ja, wir waren
schon ein gut - lustig - gemischter Haufen. Nach lecker Essen und dem
einen oder anderen Schnäppi (später gab es sogar Eierlikör) ging es dann
frühzeitig ins Bett. Wer jetzt denkt, nun gehen se alle mit schwerem Kopf
zum Rennen, weit gefehlt! Das Rennen ist erst am Sonntag.
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Traditionspflege ist angesagt! Nach
einem leckeren Frühstück wird traditionell die Wettkampfstätte aufgesucht
und so wurde ich als Neuling von Wiese
eingewiesen. Eine Stunde Wanderung bei frühlingshaften +3°C mit leichtem
Nieselregen und schon waren wir an Ort und Stelle. Der Trubel in Bedrichov
ist in etwa mit dem beim Rennsteiglauf zu vergleichen, nur halt auf
Schnee. Viele
Verkaufsstände
mit Wintersportequipment, Kleidung und ganz wichtig, die Ski-Wachs-Profis.
Die Kollegen sind ein Thema für sich. Hier kann man seine Wachsski
(Betonung liegt auf Wachs- nicht Schuppe) für nen Hunni präparieren
lassen. Und jeder Wachshersteller hat seine eigene Rezeptur, bezogen auf
das verwendete Material und auf die Art und Weise der Anwendung. Alles
natürlich auf die Wetterbedingungen abgestimmt. Allerdings gibt es keine
100%-ige Sicherheit, dass es auch funktioniert. Wenn de Pech hast, kommst
du schon den ersten Berg nicht rauf und dann kannst du eigentlich die Ski
abschnallen. Nun gut... Bewaffnet mit den Insidertipps der Wachsprofis und natürlich
auch mit den entsprechenden Ski-Veredlungs-Materialien, ging es bei
gleichmäßig stärker werdendem Regen zurück in Richtung Quartier. Unterwegs
machten wir noch einen kleinen Halt, um unsere durstigen Kehlen mit einer
kühlen Hopfenkaltschale geschmeidig zu halten.
Im Quartier angekommen ging die Tradition weiter. Im Heizungskeller wurden
nun die Werkzeugkisten mit diversen Materialien zur Skiveredlung
aufgebahrt. Wachssorten von denen ich gar nicht wusste das es solche gibt
(bisher war mir nur Bienenwachs und Kerzenwachs geläufig), Bügeleisen zum
Wachsauftragen, Heißluftgeräte und, und, und … Ich war erstaunt! Für
dazwischen noch Hopfenkaltschale… und los ging’s. Jeder hat seine Ski
präpariert, der Eine mehr, der Andere gar nicht. Ich war der Andere, denn
ich hatte (habe noch) Schuppenski. Der gemeine Schuppenski braucht die
Wachsbehandlung nicht, da als Steighilfe die eben genannte Schuppe dient.
Nach der Wachsorgie war wieder Verpflegung angesagt, verdünnt mit viel
Hopfen. Diesmal ging es auch relativ früh zu Bett, da wir am nächsten
Morgen früh raus mussten.
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Die etwas unruhige Nacht lag hinter uns. Der erste Blick aus
dem Fenster, Gott sein Dank kein Regen! Die am Vorabend zurechtgelegte
Kleidung übergezogen und ab zum Frühstück. Mancher hat noch mal alles leer
gemacht (der Läufer weis was ich meine), bevor wir mit den Ski über der
Schulter zum Start getrabt sind. Nur Carmen konnte noch weiterschlafen,
sie hatte die Supporter-Rolle übernommen und wollte alle im Ziel
empfangen.
Nach einer Stunde waren wir da. Es war irre viel los. Wir sind gleich zum
Umkleidezelt (auch wie in Eisenach) und haben unsere Sachen gewechselt und
verstaut. Die Kleidersäcke wurden zentral gesammelt und konnten nach dem
Lauf mit der Startnummer wieder abgeholt werden.
Um 9.00 Uhr sind die Profis gestartet, dass wurde live auf einer riesigen
Leinwand übertragen. Unsere Aufregung stieg an. Es waren insgesamt 8
Startwellen. Die „Alt“-Läufer wie Wiese, Fechi und Johannes starteten vor
mir in Welle 6 und 7. Ich, als Greenhorn, kam in die letzte Startwelle
(8). Alle Startwellen sind Zeitversetzt um 5 Minuten gestartet. Die
Mädels, Johanna und Maria sind erst um 10.15 Uhr los, da sie am 25 km-Lauf
teilnahmen.
Das Startsignal ertönte! Also Ski anschnallen und loslaufen! An der ersten
Steigung gab es ein übelstes Gedränge. Man muss sich einen Trichter
vorstellen. Von gefühlten 15 Fahrspuren wird auf 4 bis 5 reduziert. Aber
kein Problem! Der Trainer hat gesagt Ruhe bewahren. Es hat sich auch alles
nach und nach aufgelöst. Die ersten 11 Km gingen auch schnurstracks
bergauf. Für meine
Schuppenski
kein Problem. Das Gedränge wiederholte sich noch mehrmals hauptsächlich
auf Grund der Teilnehmerzahl. Es lief alles optimal. Die
Verpflegungspunkte (alle 10km) waren super organisiert. Es gab Tee, Iso,
Waffeln, Obst und sogar Suppe. Da der gemeine Langläufer Handschuhe trägt
und die Stockbänder fest angeklettet sind, ist es schlecht mit Essen
greifen. Die netten Mädels an den Verpflegungspunkten haben einem einfach
die Häppchen in den Mund gesteckt. Auch ne Lösung…!
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Das Wetter hielt durch, bei relativ klarer Sicht, mit etwas
Sonne durchsetzt. Die Strecke litt allerdings bei den Temperaturen.
Unterwegs kamen mir immer wieder Läufer mit abgeschnallten Ski entgegen.
Da haben sich einige verwachst! Es gab aber auch Materialbrüche. So manche
Steigung, wie die bei Km 30 hinter Smědava, hatte es in sich. Aber die
Kombination aus Schuppenski und Läuferkeulen machte sich ganz gut. So
konnte ich den einen
oder
anderen Kollegen abkochen. Doch als es wieder abwärts ging konnte ich es
kaum glauben. Im Vergleich zu den gerade überholten Kollegen stand ich.
Ich musste doppelt so oft mit den Stöcken abstoßen wie die anderen, um
einigermaßen mitzuhalten. Keine Ahnung was passiert war. Es wurde immer
schlimmer. Die Hoffnung, doch einen von unserer Truppe zu erhaschen,
konnte ich nun ganz begraben. Nach 5:03 Std. kam ich im Ziel an und wurde
von unserer Truppe jubelnd empfangen. Die waren alle schon umgezogen… ;-).
Beim nächsten Mal drehen wir den Spieß um, da lasse ich mich von den
Anderen jagen.
Nun gab‘s erstmal für alle nen Glühwein (svařené vino) und ein Zielfoto.
Auf dem Rückmarsch haben wir dann aber doch noch eine Taverne besucht um
eine Hopfenkaltschale zu genießen.
Im Quartier angekommen, wurden unsere geschundenen Körper erstmal in der
Sauna wieder fit gemacht. Den Tag haben wir mit einem leckeren
Knoblauchhühnchen und diversen Hopfenkaltschalen inklusive Kompott
ausklingen lassen.
P.S.: Zuhause angekommen stellte sich heraus, dass meine
Schuppenski voller Klister (Steighilfe für Wachski, silikonähnlich) waren.
Durch die Unmengen an Klister, die von den 5.000 Wachsski-Kollegen
verwendet wurden, hat sich das Zeug auf der Strecke verteilt. Da meine
Schuppenski nur mit Flüssigwachs präpariert waren, haben sie das Zeug
angenommen. Ich hätte die Ski ohne Probleme einfach an die Kellerdecke
kleben können…
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