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Tschigat (2.998 m oder 3.000 m ?) - Überschreitung, Texelgruppe

01. August 2008 Ziemlich düster schaut er auf dem oberen Bild aus, das Objekt unserer (Kerstin und Volker) Begierde, einer der attraktivsten Gipfel der Texelgruppe. So düster war es aber nicht, das markante Felshorn des Tschigat, über dem Meraner Kessel. Kerstin, mittlererweile an einigen Gipfeln erprobt, hatte es sich in den Sinn gesetzt, auch diesen herrlichen Berg zu ersteigen. Der Haken an der Sache ist nur, das alle Wege zu und von ihm recht lang und anstrengend sind. So nah, wie er auf Bild A erscheint, ist er bei weitem nicht. Deshalb wählten wir als Ausgangspunkt für unsere Tour das Hochganghaus, 1.839 m hoch gelegen, der beste Ausgangspunkt für eine Tagestour. Auf Bild B, schon vom Aufstieg zur Hochgangscharte aus gesehen, in diesem Jahr wegen Hüttenneubaus eine Baustelle.
A

B

Mit Erreichen der Hochgangscharte waren wir, trotz morgendlicher Kühle, dann gut durchgewärmt und konnten in Ruhe den Ausblick auf die Spronser Seenplatte genießen, auf Bild C der Langsee. Etwas moderater aufwärts führt der Weg zu den Milchseen und an diesen vorbei zum Ostkamin des Tschigat. Mit Kamin, im Sinne sächsischer Kletterei hat das wenig zu tun, es ist eher als eine breite und steile Rinne zu bezeichnen. Auf Bild D ist unsere Route zum Gipfel kenntlich gemacht.
C D
  E An den Südabstürzen des Tschigat lässt sich ein Blick gen Bozen riskieren, mit der markanten Felsformation des Gantkofel, rechts der Bildmitte. Weit im Dunst des Hintergrundes sind die Dolomiten als Streifen am Horizont zu erahnen.. (Bild E)
Der Kamin stellte sich dann als eine anstrengende, aber nicht schwere Kletterei dar. Kletterausrüstung braucht man dazu nicht unbedingt. Ein sicherer Tritt, ein fester Griff und ein gutes Auge für den Weg genügen. Kerstin auf Bild F, kurz vor der Schlüsselstelle (trocken II, mit Schnee und Eis wie bei uns, sicher III), wo man sich wirklich gut festhalten sollte.

F

G H

Nach Überwindung des Kamins geht es für gut 50 Block-Kletter-Meter hinaus auf den luftigen Nordostgrat, mit herrlichem Tiefblick zu den Milchseen, Bild G. Am Gipfelkreuz, Bild H, kann man sich nicht satt sehen, an der eindrucksvollen Kulisse der südtiroler Bergwelt. Der Blick nach Nordwesten, im Bild I, zeigt uns die 3.000-er der Texelgruppe, über dem Zieltal. Im Vordergrund unsere Abstiegsroute, über den Nordwestgrat des Tschigat, welcher unweit rechts des kleinen Sees, der Tablander Lacke, im Halsjoch endet.

I
J Das der Abstieg kein Zuckerschlecken war, verdeutlicht unser Blick zurück zum Gipfel, auf Bild J. Lockeres und rutschiges Gestein erfordern hohe Aufmerksamkeit. Auch hat wohl ein Felssturz einen Teil der alten Route, welche ja der eigentliche Normalweg auf den Tschigat ist, einfach ins Tal gespült. Vorsicht ist also geboten, auch wenn der Weg durch die Markierungen gut zu finden ist und eine Stelle eine Seilversicherung aufweist.
K

L

Vom Halsljoch geht es nun durch Blockgelände und über Schneereste wenig schwierig zur Milchseescharte, Bild K. Hier schaut man auf die zwei Milchseen, den Langsee und den Grünsee hinab. Ein herrliches Fleckchen Erde. Vielleicht sollte man im Guido-Lammer-Biwak (Bild unten) mal eine Nacht verbringen und hier den Sonnenauf- und -untergang in herrlicher Stille genießen!
M

N

Die Milchseescharte, präsentierte sich dann als bestens mit Drahtseilen und Ketten versicherte Abstiegsvariante zu den Milchseen, Bild M. Hier hatte ich eigentlich etwas Angst, Kerstin ohne Gezeter hinunter zu bekommen, denn bei meiner letzten Durchsteigung dieser Scharte, im Jahr 2000, sah das alles noch ganz anders aus. "Plaisir" gibt es nun auch hier... und Kerstin hatte ihren Spaß daran, im Bild N gut zu sehen. Nicht lange und wir erreichten wieder das Ufer des Langsees. Mit der Ruhe der Berge war es damit schnell vorbei. Zur Meckerei einer ausgesprochen großen Ziegenherde gesellte sich das zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit übliche Stimmengewirr auf beliebten Wanderwegen. Ob bayrisch, italienisch, sächsisch.... uns war es egal, wir hatten einige Stunden völlig ungestört die Ruhe der Bergwelt genießen können.
Was wir aber bis heute mit Sicherheit nicht wissen ist, ob wir nun auf dem Gipfel des Tschigat auf 3.000 m, oder "nur" auf 2.998 m gestanden haben. Wie mein Chef zu sagen pflegt: "Die Einen sagen so, die Anderen sagen so!" Fakt ist, dass sich die Landvermesser nicht einig sind. Auf dem Kartenmaterial aus dem Hause "Kompass" findet sich die Angabe 3.000 m, auf dem Material des Hauses "Tabacco" und auch im unter Karten / Literatur genannten "Gebietsführer Südtirol" stehen 2.998 m. Uns ist es im Prinzip egal, denn für das tolle Bergerlebnis ist diese Zahl doch wirklich unerheblich!

Ich (Volker) hatte nun schon dreimal das Vergnügen am großen Tschigat - Gipfelkreuz verweilen zu können. Am 4.Juli 1998 erreichte ich, zusammen mit Tochter Maria und Schwiegervater Siegfried, bei echtem Sch...wetter den Gipfel. Am 31. Juli 2000 gelang dies das zweite mal, damals auch als Ost - West - Überschreitung, bei angenehmen Wetter, zusammen mit Maria, Aldo Bergmann und Frank Pfeiffer. Zu dieser zweiten Besteigung gibt es auch einen Bericht unter www.quackensturm.de.
Die technischen Daten:
unser Start war am Hochganghaus, 1.839 m
durch die Hochgangscharte, 2.441 m
an den Milchseen vorbei, ca.  2.550 m
den Ostkamin hinauf, zum Gipfel des Tschigat, 3.000 m
den Nordwestgrat zum Halsljoch hinab, 2.808 m
nordöstlich auf markiertem Weg Nr. 7 zur Milchseescharte (Guido-Lammer-Biwak), 2.707 m
diese hinab zu den Milchseen und weiter nach Südsüdost zur Hochgangscharte,
hier hinab zum Ausgangspunkt, dem Hochganghaus.
Aufstieg: 2:50 Std. bis Gipfel (1 Pause von 10 min)
Abstieg: 5:15 Std. (incl. 20 min Gipfelrast und 10 min Pause an der Hochgangscharte)
 

Den Talort Partschins erreicht man von Bozen über Meran kommend / bzw. vom Reschenpass kommend.
Der Zustieg zum Hochganghaus ist auf verschiedenen Wegen möglich. Zum Beispiel Weg 7b direkt in Partschins beginnend, oder von der Nassereith-Hütte im Zieltal, auf Weg Nr. 24 = Teil des Meraner Höhenweges. Am wenigsten schweißtreibend geht es von der Seilbahnstation mit Parkplatz in Vellau. Per Drahtkorb hoch zur Leiteralm und von dort auf dem Meraner Höhenweg (Nr. 24) zum Hochganghaus. Die weiteren vorhandenen Seilbahnen sind seit 2005 nicht mehr für den Personentransport zugelassen!

Charakter:
Eine sehr schöne, lange und anstrengende Wanderung mit einigen Kletterpassagen (I und II, eine Stelle III), die auch etwas Orientierungssinn erfordert.

Karten / Literatur:
Kompass - Wander- Rad- und Skitourenkarte 051, Naturns - Latsch
Gebietsführer Südtirol 2, Helmut Dumler, Bergverlag Rother, ISBN 3-7633-3305-3
diverse, vor Ort erhältliche Wanderführer

Ausrüstung:
feste Bergschuhe, übliche Wanderausrüstung (mit Regenjacke), bei viel Betrieb am Tschigat selbst  und in der Milchseescharte, erachten wir einen Helm als erforderlich, da die Steinschlaggefahr nicht unerheblich ist

Unterkunft:
diverse Möglichkeiten, in diesem touristisch sehr gut erschlossenen Gebiet
(z.B. die Talorte westlich Merans, wie Naturns, Partschins, Rabland, Schlanders...)

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