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Hinterer Seelenkogel, 3.472 m, Ötztaler Alpen, (Grenzkamm) Südtirol

Der wohl beste Ausgangspunkt für eine Tour auf den Hinteren Seelenkogel, dessen Gipfel auch die Grenze zwischen Österreich und Italien markiert, findet man im kleinen Örtchen Pfelders, im gleichnamigen Tal gelegen. Geparkt an der Liftanlage, welche die südseitigen Hänge des Ortes hauptsächlich für die winterlichen Skitouristen erschließt, sind es nur wenige 100 m durch die Ortslage, bis der lange und steile Weg auf den zweithöchsten Gipfel des Gurgler Kamms, zugehörig den Ötztaler Alpen, die Schweißtropfen auf die Stirn treten lässt. Der 6. August 2013 ließ uns schon mit Verlassen des Autos schwitzen, denn trotz der Höhenlage von immerhin 1.622 m kannte die Sonne keine Gnade und schmorte uns mit brutalen 30°C.

Je höher desto kühler, also nix wie rauf, so schnell als möglich! Schon bald schauten wir zurück, auf den unter uns liegenden, hitzeflimmernden Talkessel. Das sich auftuende Panorama der Bergwelt fesselte immer wieder unsere Blicke. Die markante Sefiarspitze, mit 2.846 m noch kein ganz großer Berg, faszinierte uns dennoch auf der gegenüberliegenden Talseite.

Aber auch alte Bekannte zeigten uns ihr bislang eher unbekanntes Nordgesicht. Links die Lazinser Rötelspitze (3.037 m), das ins Auge stechende Weiß des Lodners (3.228 m) mit seinem flachen Gipfelaufbau in der Bildmitte und rechts die Hohe Weiße (3.278 m), die ihr helles Haupt im Nebel versteckte.

Trotz aller Gipfelschau und Hitzewallungen erreichten wir recht zügig unseren ersten Rastpunkt, die bewirtschaftete Schneid-Alm, auf bereits 2.170 m. Ein kühles Bier, alkoholfrei versteht sich, zur Auffüllung der Flüssigkeitsverluste und der Kohlenhydratspeicher und ein Stück von ganz leckeren Torten als Zugabe, da konnte nicht nur Rosmarie nicht widerstehen.

Mit gut gefülltem Magen ging es gleich weiter. Auf der Oberen Schneid (2.372 m) gabelt sich der Weg in Richtung Stettiner Hütte und zu unserem Tagesziel, der Zwickauer Hütte. Bei herrlichstem Ausblick und nun schon weit angenehmeren sommerlichen Temperaturen hatten wir hier alpinen Spaß und Genuss pur und die Gehörnten um uns herum störte unser Treiben in keiner Weise.
Mit Verlassen des Almbodens stand nun harte Wanderarbeit an. Reichlich 600 Höhenmeter bis zur Zwickauer Hütte, in steilen Serpentinen, ließen die Waden schier bersten und die Lungenflügel, in der doch schon dünneren Luft ordentlich flattern. Ein kleines Fotoshooting noch und dann hieß es hinein in einen steilen Schneehang, den letzten Aufschwung bis zur Hütte.

....und dann taucht sie endlich auf! Die Zwickauer Hütte, 2.989 m hoch gelegen, einem Adlerhorst gleich. Der Gedanke an warmes Essen, duftenden Kaffee und kühles Bier mobilisierte die Kräfte und schon bald saßen wir in der Stube und genossen Selbiges in genau dieser Reihenfolge. Hüttenwirt Heinz gab sein Bestes, uns zufrieden zu stellen.

Aber der Tag war noch jung, das Wetter gut! Die Frauen nisteten sich warm angezogen auf der Sonnenterasse der Hütte ein, während Franz und ich den Hausberg der Hütte, dem Hinteren Seelenkogel, auf sein felsiges Haupt zu steigen begannen. Mit circa 1 Stunde wird der Aufstieg veranschlagt, also kein Problem, pünktlich zum Abendbrot wieder am Hüttentisch zu sitzen. Alles unter genauester Beobachtung der Damenwelt, denn die Aufstiegsroute, der Ostgrat, kann fast komplett eingesehen werden.

Anfangs ging es recht moderat zur Sache und der Weg war Dank vieler Steigspuren auch gut ersichtlich. Ab der Schulter, beim großen Steinmann, wurde es dann etwas schwieriger. Markierungen, Steigspuren...., mal vorhanden, mal nicht, mal links, mal rechts vom Grat und das Ganze zum Teil recht ausgesetzt. Trittsicher sollte schon sein, wer hier hinauf will und sich auch nicht scheuen, die Hände einzusetzen!

Mit so einigen Fotopausen standen wir nach knapp 50 min jedenfalls glücklich und zufrieden am Gipfelkreuz des Hinteren Seelenkogel, 3.472 m hoch. Die Seele kann man hier oben natürlich schön baumeln lassen, wobei der Seelenkogel gar nichts mit der Seele an sich im Sinn hat. Der Hintere und seine kleineren Brüder, der Mittlere und der Vordere Seelenkogel, erhielten ihre Namen wegen der Seen, der See-len, auf ihrer Nordwestseite!

Seele hin, Seele her... der Fotoapparat lief bei der uns umgebenden Bergwelt heiß und wir konnten uns daran nicht satt sehen. Im Westen die Pracht der Ötztaler Alpen, mit Similaun & Co., Bergsteigerherz was willst du mehr! Das der Gipfel gut besucht ist, zeigte uns der Blick ins Gipfelbuch. Die kurze Entfernung zur Hütte und der meist schneefrei Ostgrat, versprechen ein imposantes, lohnenswertes Ziel. Viele Gipfelaspiranten nehmen allerdings die Dienste eines Bergführers in Anspruch. Nicht zu Unrecht, der Weg über den Ostgrat ist nicht unbedingt sehr schwer, aber man bekommt ihn auch nicht geschenkt.

Bei wenig Wind und angenehmen Temperaturen hätten wir es noch eine Weile am Gipfelkreuz ausgehalten. Nur die zu knurren beginnenden Mägen und eine im Südwesten aufziehende Regenwolke beachtlicher Größe, ließen uns zum Abstieg rüsten. Den genossen wir nochmals ausgiebig, in meist festem Fels und mit ordentlich Luft untern den Sohlen.

Die Schlüsselstelle, wenn man es so nennen kann, im Auf- wie im Abstieg ist eine kleine Scharte die hinab und wieder hinauf geklettert wird. Zwei Meter balancieren, wie auf dem First eines Kirchendaches, nur ein wenig höher, ist der Lohn dieser kleinen Mühe und sorgt für ein klein wenig Nervenkitzel.

Nach einer Stunde erreichten wir die Hüttentür, konnten noch einen Blick auf Lodner und Hohe Weiße im Abendlicht genießen, bevor Imma und Heinz schon das leckere Bergsteigermenü servierten. Das nach gutem Essen auch ein guter Obstler durch die Kehle muss, versteht sich von selbst, ebenso wie das der Gerstensaft jetzt nicht mehr von der bleifreien Sorte war. Ein schöner Hüttenabend im Kreise Gleichgesinnter, auch das war alpiner Genuss!

Die Morgennebel ließen unsere Blicke am nächsten Tag zwar vom Hüttenfenster bis zum Gipfel schweifen, die Wetterlage verhieß aber keine Stabilität. Die Frage, ob heute ein weiterer Gipfel in unsere Sammlung kommt, brachte eher Ungewissheit. Da die Sonne sich aber schnell den Weg durch die Wolken bahnte, brachen wir auf zur Stettiner Hütte (2.875 m).

Einige Meter ab der Stettiner Hütte absteigen, das große Schneefeld hinunter und schon erreicht man die Weggabelung zur Stettiner Hütte. Der Weg Nr. 44 zieht sich beachtlich ausgesetzt ca. 8 km bis zur Stettiner Hütte dahin. bevor man 1/2 Stunde vor selbiger auf den Meraner Höhenweg gelangt.

Vorher mussten mehrere Steilpassagen, teils mit Kettensicherung versehen, bewältigt und einige Lawinenreste beachtlicher Größe gequert werden. Dafür kann man hier wahrhafte Ruhe genießen, denn in dieser Höhenlage, immer um 2.600 - 2.700 m, sind nur wenige Wanderer unterwegs.

Dafür trafen wir Gämsen, die leider schneller verschwunden waren, als ich den Fotoapparat in Anschlag bringen konnte, wunderten uns über grasgrüne Frösche, die kleine und größere See-len zu ihrem Quartier erkoren hatten und erfreuten uns an gutgenährten und drolligen Murmeltieren, welche geschäftig auf den Almböden unterwegs waren. Nach knapp 4 Stunden kehrten wir dann in die gut frequentierte und recht große Stettiner Hütte ein.

Während wir unsere wohlverdiente Gerst- oder Knödelsuppe löffelten, zogen vom Pfossental die Regenwolken über das Eisjöchel (2.893 m). Damit war klar, der Gipfel der Hohen Wilde, mit 3.482 m höchster im Gurgler Kamm, würde uns heute nicht zu sehen bekommen. Schade....

Als der Regen nachließ, machten wir uns schließlich auf dem Meraner Höhenweg abwärts gen Tal. Immer wieder von Regenschauern gebeutelt hatte das auch irgendwie seinen Reiz. Die Berge zeigten uns, wer der Stärkere ist. Am Lazinser Kaser (1.858 m) war die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit für eine Rast angenehm und unsere Vorräte konnten aufgebraucht werden, verdünnt mit einem guten Forst vom Almwirt.

Vom Lazinser Kaser geht es dann eher unspektakulär weiter bis Pfelders. Ein Blick zurück noch und schon bald hatte uns die Zivilisation wieder. Zwei wunderschöne Tage, die nicht nur den Franz müde gemacht hatten. Auf der Heimfahrt im Auto  schnarchten alle drei Begleiter um die Wette...


Die technischen Daten:
unser Start war in Pfelders, Parkplatz Lift, 1.622 m
Weg Nr. 6a bis zur Schneid-Alm, 2.170 m
weiter auf Weg Nr. 6a, bis zur Oberen Schneid, 2.372 m
rechts abbiegend weiter auf Weg Nr. 6a bis zur Zwickauer Hütte, 2.989 m
gute 4 Stunden reine Gehzeit

ab der Hütte über den Ostgrat auf den Hinteren Seelenkogel, 3.472 m
ca. 1 Stunde ab Hütte im Auf- wie im Abstieg

weiter ab Hütte abwärts auf Weg Nr. 6a, bald rechts abbiegend auf Weg Nr. 44 (Touristenweg)
an der kleinen Staumauer unterhalb der Stettiner Hütte weiter auf dem Meraner Höhenweg Nr. 24 bis zu selbiger, 2.875 m
gute 4 Stunden reine Gehzeit

Abstieg über Meraner Höhenweg Nr. 24 bis Pfelders
reine Gehzeit ca. 2 1/2 bis 3 Stunden

Pfelders erreicht man über die Timmelsjochstraße, in Moos im Passeiertal Richtung Pfelders abfahren, gebührenfreier Parkplatz am Lift, Fahrzeit ab Meran ca. 50 min

Charakter:
eine sehr schöne, etwas anstrengende, teils ausgesetzte und eindrückliche Wandertour, mit guten Gipfelchancen

Karten / Literatur:
Alpenvereinskarte 30/1 - Ötztaler Alpen / Gurgl
Tabacco Topographische Wanderkarte - Blatt 039 - Passeiertal

Ausrüstung:
übliche Bergwanderausrüstung inkl. der Höhenlage angepassten warmen Kleidung
ggf. Klettergurt und Seil etc. für den Ostgrat des Hinteren Seelenkogel

Unterkunft:
diverse Möglichkeiten, in diesem touristisch extrem gut erschlossenen Gebiet

Hütten:
Zwickauer Hütte, www.zwickauerhuette.eu, Tel. +39 (0)473 646700
Stettiner Hütte, www.13h.de, Tel. +39 (0)473 643630

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